Alliierte Planungen zu den Kriegsgefangenenlagern in Deutschland
Die Alliierten hatten die Frage der deutschen Kriegsgefangenen bereits im März 1943 und im Dezember 1944 thematisiert. Man vereinbarte zwei wichtige Aspekte: Erstens sollte es Frankreich erlaubt sein, Kriegsgefangene in sein von deutschen Truppen zerstörtes Land zu bringen, damit diese dort Aufbauarbeiten leisteten. Zweitens wollten sich Großbritannien und die USA die Gefangenen aufteilen, um die Belastung gleichmäßig zu verteilen. Bis August 1944 brachten die Amerikaner ihre Kriegsgefangenen daher über Sammellager in Nordfrankreich und Belgien direkt in die USA oder in Lager in Großbritannien. Dort konnte die Versorgung der zu diesem Zeitpunkt etwa 300.000 deutschen Männer besser gewährleistet werden als im europäischen Kriegsgebiet.

Remagen mit deutlich sichtbaren Schlangen der Gefangenen, die für Nahrung oder Wasser anstehen; Quelle: Gückelhorn/Kleemann 2013.
Insgesamt wurden rund 11 Millionen Deutsche während des Zweiten Weltkriegs und danach zu Kriegsgefangenen. Davon befanden sich etwa 7,7 Millionen in westalliierter Obhut. Ihr Schicksal hing von verschiedenen Faktoren ab: wo sie in Gefangenschaft gerieten, ob sie noch während des Kriegs oder erst nach Kriegsende gefangen genommen wurden, wie alt und gesund sie bei der Gefangennahme waren, welchen zivilen Beruf sie angaben, zu welcher Einheit sie gehörten oder welchen militärischen Rang sie inne hatten. Entscheidend für das weitere Schicksal war auch, in welches der Kriegsgefangenenlager in den USA, Kanada, Großbritannien, Belgien, Frankreich oder Deutschland sie gebracht wurden. Denn die Lager an sich unterschieden sich in erheblichem Maße. So gab es etwa die Kriegsgefangenenlager (POW-Camps) in den USA, in denen vergleichsweise gute Bedingungen herrschten. In den provisorisch angelegten Rheinwiesenlagern, die zumeist zwischen sechs und acht Wochen bestanden, litten die Gefangenen hingegen massiv unter den zeitweise katastrophalen Verhältnissen und es wurden weitaus mehr Todesfällte verzeichnet.