Das Lager Dietz (PWTE A19)
Offizielle Bezeichnung: Prisoner of War Temporary Enclosure A19
Existenzdauer: ab Ende März/Anfang April 1945Ansprechpartner vor Ort: Stadtarchiv Diez | Arno Baumann | Pfaffengasse 27 | 65582 Diez | E‑Mail: info@archivdiez.de. Hinweis: Im Archiv sind keine Quellen zum Kriegsgefangenenlager erhalten.
Aufbau und Struktur des Lagers
In Diez gab es seit Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 bereits ein Durchgangslager der deutschen Wehrmacht, das eine Fläche von 23 Hektar umfasste und in dem bis zu 43.000 ausländische Soldaten interniert wurden. Im Stalag XII A Limburg, wie die Nationalsozialisten dieses Lager ab April 1940 bezeichneten, wurden zahlreiche amerikanische, britische, belgische, polnische, sowjetische, französische, italienische und weitere Soldaten der gegnerischen Armeen festgehalten. Bei einem Fliegerangriff der Alliierten auf Limburg wurde das Lager durch Bomben getroffen. Am 27. März 1945 wurden die Kriegsgefangenen befreit und die amerikanischen Truppen nutzten das Lager nun ihrerseits als Lager für gefangene deutsche Soldaten.
Lebensbedingungen
30.000 bis 35.000 deutsche Kriegsgefangene – darunter die Mehrheit Soldaten der Wehrmacht – waren in Diez interniert. Einige der Gefangenen konnten von Anfang an in den noch erhaltenen Baracken untergebracht werden. Der größte Teil der Gefangenen musste jedoch auch hier unter freiem Himmel campieren. Im Laufe der Zeit verbesserten sich die Bedingungen und die amerikanischen Verantwortlichen ließen sanitäre Einrichtungen einbauen. Sie konnten hierbei auf die bestehende Lagerstruktur zurückgreifen.
Desweiteren gab es ein Lagerlazarett, das aus Heidesheim nach der Auflösung des dortigen Lagers im Juni 1945 nach Diez verlegt worden war.
Auflösung des Lagers
Das Lager in Diez wurde am 10. Juli 1945 von den amerikanischen Truppen an die Franzosen übergeben, da dieses in deren Besatzungszone lag. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich noch ca. 22.000 Gefangene im Lager. In der Folge wurden die Gefangenen entweder entlassen, in andere Lager verlegt oder zu Reparationsarbeiten nach Frankreich gebracht. Die französischen Verantwortlichen funktionierten mit der Zeit das Kriegsgefangenenlager in ein Internierungslager um: Von 1946 bis 1948 – soweit der aktuelle Forschungsstand – internierte die französische Armee dort verdächtige Zivilisten und ehemalige NS-Funktionäre. Später wurde das Lager als Camp für Displaced Persons, also Holocaustüberlebende sowie ausländische Zwangsarbeiter, genutzt, die dort ihre Emigration in andere Länder vorbereiteten.1956 wurde das Areal an die deutsche Bundeswehr übergeben, die eine Kaserne einrichtete.
Erinnerung
Das Kriegsgefangenenlager in Diez unterscheidet sich stark von anderen Rheinwiesenlagern. Zwar listeten die amerikanischen Alliierten das Lager in ihren Übersichten mit Lagern wie Remagen oder Bretzenheim auf, allerdings konnte in Diez auf Strukturen und Gebäude eines ehemaligen deutschen Kriegsgefangenenlagers zurückgegriffen werden. Das Kriegsgefangenenlager Diez kann also nur bedingt zu den Rheinwiesenlagern gezählt werden.
Quelle
Baumann, Arno: „Luftangriff auf Lager“. In: Rhein-Lahn-Zeitung vom 24. Oktober 2009, S. 19.
Baumann, Arno: „Kriegsgefangene litten in Diezer Lager“. In: Rhein-Lahn-Zeitung vom 21. Oktober 2009, S. 11.